hans peter reuter
esslinger sterne
vorstellung der installation . samstag,
1. dezember 2007, 11.15 uhr
begrüßung . maria luise völter
einführung
. prof. hans peter reuter
musik . felix muntwiler
führungen
sonntags nach dem gottesdienst
11.30 uhr
die installation ist täglich bis zum
2. februar 2008
zu besichtigen!
maria luise völter
2. vorsitzende des kirchengemeinderates
st. paul, esslingen
begrüßung zur vorstellung der installation
esslinger sterne
von hans peter reuter
am 1. dezember 2007
1.
sehr geehrter herr professor reuter!
herr dekan hildebrand,
werte freunde der kunst,
liebe gemeinde!
es ist eine große freude für mich,
sie alle zur installation „esslinger sterne“ in unserer kirche begrüßen
zu dürfen.
herr professor hans peter reuter, ihnen ein herzliches willkommen!
es ehrt uns, dass sie auf unsere bitte hin für das münster diese installation
entwickelt haben. wir warten gespannt auf ihre einführung in das werk.
mit
ihnen begrüße ich ihre liebe frau, frau hildgard fuhrer. frau fuhrer ist
ebenfalls freischaffende künstlerin.
mein gruß gilt herrn dr. michael kessler, dem vorsitzenden des kunstvereins
der diözese rottenburg – stuttgart, einem kenner des reuter`schen werks.
er bringt herzliche grüße unseres bischofs dr. gebhard fürst mit: dieser
schätzt den künstler sehr und freut sich an einem bild, das sich als leihgabe
im stuttgarter bischofshaus stella maris befindet.
ich begrüße den kulturbürgermeister der stadt, herrn dr. markus raab, die
künstler - künstlerinnen, die in den vergangenen jahren für diesen ort
ein werk geschaffen haben: frau hildegard ruoff, frau petra pfirmann, herrn
th. moritz müller, lukas derow und alle, die heute hier sind,
eine richtige
fangemeinde:
fans des münsters, fans der gemeinde st. paul, fans unseres arbeitskreises
kirche und kunst und – viele, viele fans von hans peter reuter.
2.
herr reuter, sie haben sich mit ihren gezirkelt ausgetüftelten kachelgemälden
in ultramarin in die herzen der menschen gemalt.
ich kenne ihre kunst schon lange und erzähle meinen bekannten gerne vom
blaumaler oder kachelmaler. zuerst ernte ich ungläubiges staunen: er malt
kacheln als solche? kachelräume und niemand drin? schwimmbäder ohne wasser?
räume ohne fenster aber mit geheimnisvollen lichteinfällen? mystische räume
ohne böden und decken. und alles in blau?
so war es auch, als ich im arbeitskreis
kirche und kunst bei unseren überlegungen zum thema himmel erwähnte, es
gäbe einen künstler bei nürnberg, der was von blau verstünde und kacheln
male. die reaktion war wie eben gesagt. ich zeigte ein paar kataloge und
dann hieß es: frau völter, bitte, versuchen sie, diesen künstler einzuladen.
es gelang.
herr reuter erzählte, dass er in mehreren kirchen installationen
vorbereite, darunter ein projekt zur karfreitagsliturgie in rottweil. die
herren hammermann und schindler besuchten diesen gottesdienst und kehrten
tief beeindruckt zurück.
bevor der künstler nun selbst über sein werk spricht,
möchte ich ihnen einige daten zu seiner person berichten.
der karlsruher hans peter reuter wurde 1942 - kriegsbedingt in schwenningen
– geboren.
er studierte an den akademien in karlsruhe und münchen, absolvierte
sämtliche prüfungen fürs lehramt und wurde 1969 kunsterzieher an einem
karlsruher gymnasium.
dann ging es schlag auf schlag:
1973 villa romana preis, florenz,
1975 preis und arbeitsstipendium des kulturkreises im bund deutscher industrie.
in
diesem jahr beendigung der lehrtätigkeit. reuter schwamm hinaus ins offene
meer: er wurde freischaffender künstler.
1977 documenta 6: reuter machte
furore mit einem real-illusionistischen raum-objekt.
ein mitglied unseres ak spricht heute noch, nach 30! jahren, von diesem
aus majolika fliesen gestalteten realen raum mit einer treppe. treppe und
raum werden auf einem riesigen ölbild mit gemalten kacheln fortgeführt
-
bis –
und jetzt muss sich der betrachter entscheiden:
- bis sich der raum ins ungewisse verliert
oder
- bis sich eine halle nach oben zum licht öffnet
diese entscheidung nimmt einem reuter nicht ab.
zurück zur vita:
im selben jahr, also 1977, bekam reuter den wilhelm morgner preis, soest,
und das annemarie - und will - grohmann – stipendium.
und dann 1980 der preis
der preise: villa massimo, rom.
1985 wurde hans peter reuter als professor
an die akademie der bildenden künste in nürnberg berufen. jetzt kann er
wieder seine pädagogische berufung ausleben!
3.
hinter diesen trockenen zahlen steckt ein gewaltiges lebenswerk an gemälden,
aquarellen, zeichnungen, objekten und entwürfen.
der künstler baut seine arbeiten auf drei elementen:
der farbe ultramarinblau
dem quadrat oder der kachel und
der zentralperspektive.
dazu kommt eine unglaubliche handwerkliche perfektion in der ausführung.
ultramarin,
aus geriebenem lapislazuli, bedeutet von jenseits des meeres, von ganz
weit her,
ist die farbe der ferne und der sehnsucht, galt in bildern des mittelalters
als symbol für das göttliche.
yves klein hat das ultramarin in der moderne
wieder entdeckt.
das kunsthistorisch besondere in reuters ultramarin: es gibt abstufungen
oder abtönungen von tiefem schwarz-blau bis zum fast –nicht- mehr - blau.
in seinen bildern kommen bis zu 120 solcher abstufungen vor.
das quadrat
bedeutet die vollkommenheit der form, die zentralperspektive verlangt allerdings
die verzerrung des quadrats zu rhomboid und rhombus.
die selbstgewählte
beschränkung eröffnet unendliche möglichkeiten von räumen, von raumphantasien,
von augentäuschungen, die realität und illusion nicht mehr unterscheiden
lassen.
„schöne bilder“, betitelt reuter eine geplante ausstellung. „schöne
bilder!“ wie einfach, wie wahr!
„unsere“ arbeit zeigt die jüngste entwicklung
in reuters schaffen:
er nennt sie würfelsterne. auch die würfelsterne entsprechen den vorgaben:
jeder stern besteht aus blauen quadraten,
die durch die perspektivische verzerrung und den lichteinfall räumlich,
wie würfel, wirken.
die wohlüberlegte anordnung dieser würfelsterne verleiht der emporenbrüstung
eine flirrende tiefe, eine kosmische weite, eine sternenwelt.
meine damen
und herren,
es ist für mich immer wieder ein erlebnis, einen künstler zu beobachten,
wie er diesen kirchenraum ansieht.
wie er ihn in sich aufnimmt,
mit den augen einsaugt, mit allen sinnen wahrnimmt, ihn sich einverleibt,
hochkonzentriert und hellwach.
so auch reuter
und er entdeckte – einen engel!
dort an der empore, den orgelprospekt.
dann sahen wir den engel auch.
reuter sagte: ich mach euch einen himmel dazu.
jetzt ist advent.
und der
himmel ist da.
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presseberichte (pdf-format):
..stuttgarter zeitung.................
1. dezember 2007......................
....von ulrich stolte.................
..esslinger zeitung...................
5. dezember 2007......................
....von elke eberle...................
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fotos . felix muntwiler 2007